Die Buback-Files

Untitled 1Im nächsten Jahr jährt sich der Mordanschlag auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback zum 40. Mal. Womöglich erfahren wir nie, wer im April 1977 Generalbundesanwalt Buback in einem brutalen Terroranschlag ermordet hat. Die Frage nach Ross und Reiter wird dadurch erschwert, dass die individuelle Täterschaft gerichtlich ungeklärt bleibt. Cui bono?

Der Berliner Bürgermeisterkandidat Peter Lorenz war 1975 von Mitgliedern der “Bewegung 2. Juni” entführt worden, woraufhin Generalbundesanwalt Buback die Ermittlungen an sich nahm. Mit selbstbewussten Auftritten und Erklärungen vor der presse sorgte Buback bei den sowjetischen Vertretern der Vier Siegermächte für ernsthafte Verstimmungen.

Wie gravierend die alliierten Einwände und hieraus entstandenen diplomatischen Verwicklungen waren, zeigen geheime, in 2006 deklassifizierte Depeschen zwischen der U.S. Botschaft in Bonn und dem U.S. State Department aus den Jahren 1975 und 1976.

Ein Artikel im Spiegel (27.9.1976, “Ein Löffelchen”) offenbart, wie der dienstbeflissene Generalbundesanwalt seine Kompetenzen in Berlin nach Meinung der Alliierten überschritt und daher bei einer Pressekonferenz im September 1976 von Bundesjustizminister Vogel, gut ein halbes Jahr vor seiner Ermordung, mit den Worten “Vorsicht, Herr Buback!” zurückgepfiffen wurde.

In den darauf folgenden Monaten verschärfte sich der Ton der sowjetischen Vertretung gegenüber den Vertretern der Westmächte erheblich. Bubacks Verlautbarungen in der Causa Lorenz mit Implikationen zur Rolle Berlins im Vier-Mächte-Abkommen hätten die Westmächte gegenüber der Öffentlichkeit und der UdSSR brüskiert, so in einem Cable vom Mai 1975.

In vertraulicher Sitzung in Bonn rügten die Sprecher der Drei Mächte,

die deutsche Seite müsse sich darüber im klaren sein, dass bei einem Andauern der Pressekampagne, durch welche offensichtlich von Sachkennern versucht werde, die Entscheidung der Drei Mächte zu präjudizieren, die Angelegenheit eine politische Dimension annehmen werde, in welcher die Entscheidung der Drei Mächte dann nicht mehr allein durch Kriterien der rechtlichen Zulässigkeit, sondern vor allem der politischen Opportunität gefällt werden müsse.

Ein vertrauliches Papier der Regierung vom 6. Februar 1976 belegt Spannungen zwischen Auswärtigem Amt und Justizministerium:

Wir steuern auf eine neue Auseinandersetzung mit den drei Mächten zu. Diese befürchten eine grundsätzliche Konfrontation mit der Sowjetunion”,

so Legationsrat Lücking vom Auswärtigen Amt.

Der Generalbundesanwalt, von den Briten in den Cables als “always difficult to control Dr. Buback” bezeichnet, war selber zur Causa geworden, und zwar nicht nur für die USA, sondern für die Bundesregierung, welcher die Alleingänge von Buback sicher sauer aufgestossen waren.

Könnte es sein, dass man in Bonn Bubacks Berufung zum Generalbundesanwalt bereut hatte?

Dann wären Hans Baader und Gudrun Ensslin nicht die einzigen und womöglich auch gar nicht die ersten, die mit der Forderung

Der General muss weg

dem Treiben von Buback ein Ende herbeigewünscht hätten. Wenn Baader und Ensslin es überhaupt gewesen sind.

Baader und Ensslin wird nachgesagt, ihr Rechtsanwalt hätte aus Stammheim ihren Kassiber mit dieser Parole als Mordauftrag herausgeschmuggelt. Diese sogenannten “Haag-Papiere” der “Operation Margarine” wurden später bei RAF-Anwalt Siegfried Haag gelegentlich seiner Festnahme gefunden.

Dabei muss man berücksichtigen, dass sich Baader und Ensslin in Isolationshaft befanden. Und das im Hochsicherheitstrakt in Stammheim. Der Kassiber muss von dort von Haag ins Ausbildungslager der PFLP Terroristen in den Jemen und von dort wieder zurück nach Deutschland gebracht worden sein.

Eine der vielen unglaublichen unglaublich interessanten Geschichten um den entsetzlichen Mordanschlag auf Siegfried Buback und seine beiden Begleiter.

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