Hamster ausverkauft

Vorige Woche schickte mich meine liebe Ehefrau zum Arzt, weil ich so viel hustete. Die Ärztin schickte mich wieder nach Hause und sagte, ich hätte keine Entzündung und sei im Prinzip gesund. Gar kein Risikofall. Ich solle aber erst wieder zur Arbeit gehen, wenn der Husten weg sei. Dafür gab sie mir ein Hustenspray.

Mein Chef freute sich und e-mailte mir, ich solle doch Home Office machen. Als ich diese Woche endlich zur Arbeit wollte, winkte mein Chef ab. Jeder müsse jetzt Home Office machen, und das für lange Zeit. Ich erfuhr dann, dass die Arbeitswelt in der ganzen Schweiz von einem neuen modernen Virus ergriffen war, und der heisst Home Office.

An Anfang war das ein toller Virus, dieser Home Office. Aber bald wurde mir langweilig, und schließlich einsam zuhause vor dem Computer. Dann kam mir die zündende Idee gegen Einsamkeit im Home Office. Ich würde mir einen Hamster kaufen, der im Laufrad läuft genau wie ich.

Also griff ich mir mein Portemonnaie und ging zum Dorfladen, um mir einen Hamster zu holen. Aber da gab es keine Hamster mehr. Ein grosses Schild am Eingang sagte “Hamster ausverkauft!”. Drinnen fragte ich verwundert nach, und die Verkäuferin sagte mir, der Andrang auf die Hamster sei riesig gewesen. Nun seien alle weg.

Schlimmer noch: Es sei jetzt verboten, Hamster zu kaufen. Weil – über das ganze Land sei eine wahre Epidemie an Hamsterkäufen eingebrochen. Mich dünkte ein Gedanke. Lag das daran, dass im ganzen Land jetzt jeder Home Office arbeitet und aus Einsamkeit einen Hamster will?

Enttäuscht ging ich über den menschenleeren Dorfplatz nach Hause. Kein Wunder, dass man da einsam wird und einen Hamster kaufen will. Am nächsten Morgen sah ich eine Nachbarin am Haus vorbeigehen. Ich eilte zur Terrasse und sprach sie an – aus einem mulmigen Gefühl heraus jedoch unter Wahrung eines grossen Abstandes.

Haben Sie noch einen Hamster gekriegt, Frau Nachbarin?” Und sie entgegnete: “Nein, ich bin doch schon so alt. Das brauchen wir Alten nicht mehr. Aber es ist schon etwas übertrieben, dass nun niemand mehr einen Hamster kaufen darf. So denken eigentlich viele.

Meinen Sie?”, fragte ich. Dann legte sie ihren Zeigefinger auf die Lippen und sagte: “Psst. Eigentlich sollte man nicht über so etwas sprechen.” Wir verabschiedeten uns, und nachdenklich ging ich zurück in mein Home Office.

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